9. Etappe von Porretta Terme nach Firenze?

Ich verbring die Nacht mit Musikhören (Pink Floyd) da ich mit dem Kopf voller Eindrücke nicht schlafen kann. Erholt habe ich mich aber dennoch. Und so starte ich nun frisch gestärkt nach dem Frühstück zur Etappe über die Berge von Emilia-Romagna in die Toskana. Angesagt sind 1‘000 Höhenmeter und 78km. Mein Navi empfiehlt mir einen zuerst schönen Radweg, wo mich nach 4km ein Italiener anspricht „Privato“. Ich versuche um seine Liegenschaft herum dem Fluss entlang einen Weg auszumachen, welcher aber immer enger wird. Ich sehe zwar die Strasse oberhalb von eingezäunten Häuser, komme aber in dem Dickicht nicht mehr weiter. Beim Versuch einer Erkundigung zu Fuss mittels überqueren eines Gartenzauns, sehe ich eine Möglichkeit, sehe aber auch eine lange Kette auf dem Boden und der Hund dazu rennt auch schon laut Bellend hinter mir her. Mit einem Satz war ich auch schon auf der sicheren Seite des Zauns. Was nun? 5km zurück wegen so einem Kötter welche ein Menschenleeres Haus bewacht? Ich rede mit dem knurrende sehr misstrauischen Hund. Werfe dan meine Fahrradtaschen über den Zaun welche sogleich beschnuppert werden. Dann folgt das Velo und zuletzt stehe ich im Revier des zimmlich Scharfen Dalmatiener ähnlichen Rüden. Meine Strategie ist, mich hinter dem Fahrrad laufend zu schützen. Erst als die Länge der Kette des Hundes aufgebraucht ist, legt dieser so richtig los. Ich kann nun meine Fahrt ins Val Verde fortsetzen, bleibe aber auf der Hauptstrasse. Bei blauem Himmel und leuchtenden Herbstfarben geht es immer weiter in den Taleinschnitt. Kurz vor der Passhöhe von 890mö.ü.M. wird ein Tunnel von vier Carbinieris bewacht. Die wollen natürlich sicherstellen, dass ich für die Durchfahrt eine ordentliche Beleuchtung habe, was natürlich auch der Fall ist. Wir diskutieren noch eine halbe Stunde über meine Absichten und dass einer der Kollegen in Biel arbeitete. Gerne hätte ich noch ein Bier mit ihnen getrunken aber sie waren ja im Dienst. Nach der Durchfahrt durch den 1,1km langen Tunnel erblicke ich eine fantastische Aussicht in die Weite der Toskana. Mit einer rasanten Schussfahrt vernichte ich die 800 Höhenmeter nach Pistoia runter. An einem der Unzähligen Apotheken-Signeten erblicke ich hier um 15:00 Uhr sommerliche Temperaturen von 23 Grad. Leicht bekleidet fahre ich Prato entgegen. Jede dieser Städte hat seinen eigenen Dom und unzählige Kirchen um welche Menschen ihren freien Arbeitstag flanierend und einkaufend geniessen. Vor Florenz verdichtet sich der Verkehr lautstark. Es ist schön eine Etappe im Sonnenlicht am Ponte Vecchio zu beenden. Ich surfe kurz um einen Schlafplatz, welcher für 40.- in einem eigenen Schlag zu haben ist. Frisch geduscht, kreuze ich die Gassen und Plätze Florenz‘s und bin einmal mehr überwältigt ab dem Blick der Kathedrale mit dem typischen Mosaik aus Marmor. Ich denke mir Florenz ist kaum zu topen was an Schönheit von Städten anbelangt. Trotzdem entscheide ich mich, aufgrund des Menschenrummels bis tief in die Nacht, morgen ein Stück weiterzuziehen.

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Kommentare: 2
  • #1

    henä (Samstag, 10 November 2018 21:20)

    Für ein stück salami hätte der hund dich gerne durchgelassen und dann noch mit dem schwänzchen gewedelt ... ich kenne mich ja mit italo-hundis aus... weiterhin eine gute reise und ich freue mich jeweils auf deinen interessanten blog.

  • #2

    Ralf (Sonntag, 11 November 2018 00:03)

    Ich funde einfach toll, wie du jeden Tag geniesst, bewãltigst und immer was positives daraus ziehst.
    Weiter alles gute
    Ralf